Die Baubranche ist im Umbruch: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind zwei Themen, die viel Umdenken und Mut zu Neuem erfordern – und das in aktuell ohnehin schweren Zeiten für den Bau. Das Bau- und Umweltsymposium an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) hat am 15. März unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Gerd Maurer und Prof. Dr. jur. Günther Schalk mit zahlreichen Fachvorträgen neue technische Ideen und Strategien für die Bauzukunft beleuchtet. Auch Christan Bernreiter, bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, war vor Ort und unterstrich die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung am Bau.
»Wir arbeiten daran, dass die Normenlage vereinfacht und künftig markiert wird, was unantastbare Anforderungen sind und wovon Abweichungen zulässig sein werden«, berichtete Bernreiter, der aktuell auch Vorsitzender der Bauministerkonferenz ist. Das solle dafür sorgen, dass künftig der Gebäudetyp E – das »E« steht für »effizient« und »einfach« – auch tatsächlich realisiert werden könne, ohne dass Planer und Baufirmen hinterher Mangelansprüche befürchten müssten. Effizientes und einfacheres Bauen sieht der Staatsminister als ein Mittel, um schnell mehr Wohnraum zu schaffen. Er kündigte auch eine Novellierung der Bayerischen Bauordnung an. »Wir können freilich nicht auf unabdingbare Sicherheitsvorschriften verzichten, aber wir werden künftig die Möglichkeiten erleichtern, einzelne Normvorgaben auch zu unterschreiten.« Die Überarbeitung der Bauordnung solle auch für schnellere Baugenehmigungen sorgen, indem die Genehmigungsfiktion zusätzlich auf komplexere Gebäude als Einfamilienhäuser ausgeweitet werde. Danach gelte ein Bauantrag als genehmigt, wenn nicht innerhalb einer festgelegten Frist das zuständige Bauamt etwas Abweichendes verlauten lässt. Ebenso erhoffe sich Bernreiter von zunehmender Digitalisierung der Verwaltung eine Beschleunigung.
In zahlreichen Fachvorträgen beschäftigten sich die Referenten beim Bau- und Umweltsymposium der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen der THD aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Thema »Bauen in der Zukunft«. Dr.-Ing. Konrad Kudla zeigte in seinem Vortrag auf, welche Möglichkeiten, aber auch welche Bedürfnisse, sich in Sachen Innovation für Bauunternehmen stellen werden. Arne Marx beleuchtete ein Thema, das man auf den ersten Blick durchaus in die Rubrik »Marketinggag« verorten könnte. In seinem Vortrag wurde anhand von zahlreichen Praxisbeispielen deutlich, dass Betonieren mit dem 3-D-Drucker beispielsweise im Wohnungsbau durchaus mit konventionellen Baumethoden mithalten kann, auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten. Innovatives Bauen aus rechtlichem Blickwinkel bewegte Prof. Dr. Jochen Markus, Honorarprofessor der Fakultät. Er stellte eine Idee für die integrierte Projektabwicklung in Mehrparteienverträgen vor.
Nach einer kurzen Podiumsdiskussion widmete sich Florian Biller der digitalen Transformation im Baumanagement. Sein Unternehmen entwickelt digitale Werkzeuge, die diese Aufgaben bei der Erstellung eines neuen Bauwerks seiner Überzeugung nach spürbar vereinfachen. »Bau-Innovation und Start-ups« hatte sich Prof. Dr. Steffen Warmbold als Thema ausgesucht. Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes Beratender Ingenieure VDI in Berlin konnte er zahlreiche Erfahrungen aus der Verbandsarbeit mitbringen. Wie sich der Klimawandel auf die bayerischen Flüsse auswirkt, zeigte Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rieger auf, THD-Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Anhand von Karten und Planspielen stellte er Methoden für ein künftiges Wassermanagement vor, das Veränderungen der Gewässer sowohl in Richtung des zeitweisen Austrocknens als auch in Richtung von Überschwemmungen in den Griff bekommen soll.
»Auf die Bauwirtschaft kommen große Aufgaben zu, sowohl in technischer als auch in organisatorischer Hinsicht«, fassten die beiden Symposiumsleiter Maurer und Schalk am Ende der Veranstaltung zusammen. Sie animierten auch kleine und mittelständische Unternehmen, sich der Innovation nicht zu verschließen, sondern mit Augenmaß neue Techniken bei Planung und Herstellung von Bauwerken zu nutzen. Das Symposium begleiteten auch der neue Präsident der THD, Prof. Waldemar Berg, und die Dekanin der Fakultät, Prof. Dr.-Ing. Andrea Deininger.
Über die THD
Die Technische Hochschule Deggendorf (THD) wurde 1994 gegründet und hat den Anspruch, zu den innovativen Vorreitern in der bayerischen Hochschullandschaft zu zählen. Explizit das THD-Konzept der Technologietransferzentren und die damit einhergehende Regionalisierung von Forschung besitzt Vorbildcharakter. So hat die TH Deggendorf derzeit 17 Technologie-Campus und gilt deshalb als eine der forschungsstärksten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Bayern. Bei der Gestaltung des Transfers von Wissen und Technologie in die Gesellschaft sind Wirtschaft und Kommunen enge Partner der Hochschule. Das wissenschaftliche Profil der THD wird durch vier interdisziplinäre Forschungsschwerpunkte geprägt: »Digital Technologies«, »Sustainable Production & Energy Technologies«, »Smart Materials« sowie »Quality of Life & Healthcare«.
Neben der Forschungsstärke sind Internationalisierung und Wachstum weitere Profilthemen der THD. Die Strategie 10.000+ hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eben diese Zahl an Studierenden an der THD zu haben. Derzeit sind etwa 8.500 junge Menschen an den drei Studienstandorten Deggendorf, Pfarrkirchen und Cham immatrikuliert. Etwa 45% davon sind internationale Studierende.
Die acht Fakultäten und das Zentrum für Akademische Weiterbildung bieten mehr als 80 verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Informatik, angewandte Naturwissenschaften sowie Gesundheitswissenschaften an. An der Fakultät European Campus Rottal-Inn (ECRI) werden international ausgerichtete Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Tourismus und Technik angeboten. Letzteres Thema gilt auch für den dritten Studienstandort der THD in Cham, wo es einen Bachelor und drei Masterstudiengänge gibt.