Nach mehrjähriger Entwicklungszeit wird der Prototyp einer neuartigen Fassadenbegrünung mit integrierten Solarmodulen an der Fakultät Bau und Umwelt unter realen Bedingungen getestet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt »Vertikale Klima-Klär-Anlage« (kurz: VertiKKA) wird an der Fassade des b.is-Technikums in der Coudraystraße 10 installiert. Zur feierlichen Eröffnung am 5. September 2024 ab 16 Uhr wird der Versuchsstand erstmals öffentlich präsentiert.
Extreme Hitzewellen stellen für die Bevölkerung Europas im Sommer zunehmend eine Herausforderung dar. Besonders in Städten ist es schon jetzt häufig wärmer als auf dem Land. Gründe dafür sind unter anderem die dichte Bebauung und fehlende Grünflächen im urbanen Raum. Um den Grünflächenanteil in Städten schnell und platzsparend zu erhöhen, setzen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Technik, Umwelt und Lokalpolitik auf eine neuartige Fassadenbegrünung: VertiKKA – die vertikale Klima-Klär-Anlage.
Gemeinsam mit sechs Projektbeteiligten aus Hochschulen, Wissenschaft und Praxis wird das innovative Verbundprojekt derzeit an der Bauhaus-Universität Weimar umgesetzt und weiterentwickelt. »Fassadenbegrünung bietet vielfältige Vorteile für das urbane Mikroklima: Sie reduziert Hitze, entfernt Schadstoffe aus der Luft und schafft neue Lebensräume für Tiere und Insekten. Häufig leiden Pflanzen in dicht bebauten Räumen unter Hitze und Wassermangel«, erläutert Prof. Silvio Beier, Leiter der Professur Siedlungswasserwirtschaft und Technologien urbaner Stoffstromnutzungen. Hier setzt das Projekt VertiKKA an.
Grauwasser aus Weimar
Durch vorgehängte, bewegliche Photovoltaik-Elemente erzeugt die Anlage Energie. Gleichzeitig werden die Pflanzen bei Extremwetterereignissen vor Hitze, Starkregen oder Wind geschützt. Zur Bewässerung der Fassadenbegrünung wird Grauwasser verwendet – das heißt gering verschmutztes Abwasser, das beim Duschen, Baden, Hände- und Wäschewaschen oder in der Küche entsteht. Für den Versuchsstand in Weimar wird das Grauwasser aus einem Wohnhaus gesammelt und mehrmals wöchentlich ans Technikum transportiert. Bei zukünftigen Realisierungen soll das Abwasser aus dem jeweiligen Haus genutzt werden, an dem die VertiKKA errichtet wurde.
»Das Grauwasser wird gereinigt und liefert den Pflanzen Nährstoffe, sodass auf den Einsatz von Trinkwasser verzichtet werden kann. Durch Verdunstungsprozesse wird die Umgebungsluft gekühlt«, erörtert Gloria Kohlhepp, M.Sc., die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Prof. Beier das Vorhaben wasserwirtschaftlich mit erforscht.