Ina Renz, Ulrike Hacke und Michael Grafe
Reboundeffekte in Wohngebäuden
Wie die energetische Gebäudequalität das Wärmenutzungsverhalten beeinflusst
Inadäquates Nutzerverhalten wird häufig als alleinige Ursache für Reboundeffekte nach einer energetischen Modernisierung angesehen. Das Forschungsprojekt KOSMA fand auf Basis einer Befragung von über 1.300 Miethaushalten, die in Gebäuden unterschiedlicher energetischer Qualität leben, keine Hinweise zur Unterstützung dieser These. Vielmehr sind die Verbrauchs-Bedarfs-Unterschiede von vielen, auch nutzerunabhängigen Einflussgrößen bestimmt, wie die Betrachtung sowohl aus sozial- als auch ingenieurwissenschaftlicher Sicht zeigt.
KERNAUSSAGEN
- Haushalte in energetisch besseren sowie teilsanierten Gebäuden berichten niedrigere Heizungseinstellungen als in unsanierten Gebäuden.
- Gewohnheiten bei der Fensteröffnung sind im Wesentlichen unbeeinflusst von der energetischen Gebäudequalität. Lediglich ältere (und damit weniger dichte) Fenster führen teilweise zu einer kürzeren und selteneren Fensteröffnung.
- Die subjektiv wahrgenommene Außentemperatur beeinflusst die Regulierung der Heizung, aber kaum das Fensteröffnungsverhalten.
- Reboundeffekte entstehen aus den in Wechselwirkung stehenden Einzeleinflüssen des Nutzers, der Gebäudehülle, der Anlagentechnik und des -betriebs sowie des Lokalklimas.
- Höhere Raumtemperaturen können nach energetischer Modernisierung allein aus dem verbesserten Wärmeschutz der Gebäudehülle resultieren und dann nutzerunabhängig sein.