Die Uhrenfabrik Junghans erhielt 1918 ein modernes Fertigungsgebäude, den sogenannten Terrassenbau, mit einer damals innovativen Haustechnik. 100 Jahre später wird das Gebäude ansprechend denkmalgerecht modernisiert als Uhrenmuseum wieder eröffnet. Die Exponate werden durch ein angepasstes Klimakonzept mit einer Kombination aus Kompakt-Lüftungsgeräten, Kochendwasserbefeuchtung, Temperierung, Kühlung und Fensterlüftung geschützt.
Junghans, gegründet 1861 in Schramberg, war schon 1903 mit 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die weltweit größte Uhrenfabrik. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs war deshalb eine erneute bauliche Erweiterung notwendig. Der Architekt Philipp Jakob Manz baute von 1916 bis 1918 westlich an das Firmenareal den sogenannten Terrassenbau, ein modernes Gebäude mit wenigen Anklängen an den damals üblichen Historismus. Er folgt in Stufen der steilen Topografie und ist im Osten mit einem davor gestellten Verwaltungsgebäude verbunden. Seine neun schmalen, langen Terrassen sind so gestaltet, dass fast alle Arbeitsplätze direkt am Fenster liegen und Tageslicht für die Fertigung der feinmechanischen Produkte erhalten. Die ersten 30 Jahre wurden in diesen atelierartigen Räumen Groß- und Kleinuhren handwerklich produziert. Danach ging die Nutzung mit dem Wandel der Produktion stetig zurück, bis nur noch in den unteren Terrassen Lager und Lehrlingswerkstatt untergebracht waren. Seit den 1990er-Jahren stand das Gebäude leer. Seine Größe, die schwierige Zugänglichkeit und Teilbarkeit sowie seine Lage am Stadtrand in einem Gewerbegebiet erschwerten eine Umnutzung. Diesem Umstand ist es aber auch zu verdanken, dass mit dem denkmalgeschützten Terrassenbau auch seine bauzeitliche baufeste Ausstattung beinahe vollständig erhalten geblieben ist. Dr. Hans-Jochem Steim und sein Sohn Hannes Steim kauften 2009 die Firma Junghans und 2012 die Firmengebäude. Im Terrassenbau sollte unter anderem eine große Uhrensammlung, die Hans-Jochem Steim von einem Uhrenliebhaber erwerben konnte, eine neue Heimat finden.
Für die erdberührenden Bauteile gegen den Hang und den Boden des Terrassenbaus war Schotterbeton verwendet worden. Im Übrigen ist er teilweise als Skelettbau aus Eisenbeton mit Gefachen aus Mauerwerk errichtet. Die Terrassen öffnen sich auf ca. 42 m talwärts, Richtung Osten. Auf dem ungeteilten Sturz der durchgehenden Fensterfronten liegen die betonierten Rippen der Flachdachkonstruktion auf. Die Flachdächer stehen zum Tal nur knapp über und entwässern mit wenig Gefälle nach innen über Fallrohre im Gebäude.
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