Über zwei Jahre wurden in den Forschungshäusern in Bad Aibling Raumklima und Verbrauch gemessen und die Bewohner befragt. Die Ergebnisse bestätigen die Strategie »einfach bauen«, zeigten aber auch Schwachpunkte bei der Ökobilanz auf. Die Reihe wurde deshalb um ein viertes Haus erweitert, das das Forschungsprojekt »Einfach Bauen« fortsetzt und Beton durch Lehm substituiert. Die Ergebnisse wurden in der Veröffentlichung »Einfach Bauen II, Erkenntnisse« veröffentlicht [ISBN: 978-3-0356- 2743-5]. Es folgen Auszüge aus dieser Publikation.
Die Standards im Wohnungsbau steigen stetig. Um die Klimaziele zu erreichen, werden energieeffiziente Neubauten mit einer gut gedämmten, dichten Gebäudehülle und Lüftungsanlagen konzipiert. Im Betrieb werden die errechneten Werte aber oftmals nicht erzielt. Neben dem Ausfall von technischen Systemen liegt dies vor allem an einem von der Planung abweichenden Verhalten der Bewohner [1].
In der Praxis kann es zu einem Reboundeffekt kommen, wenn die durch effizientere Technik eingesparte Energie durch die Nutzenden wieder verbraucht wird, beispielsweise durch hohe Raumtemperaturen [2].
Hohe Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz sollen die Nutzerzufriedenheit weiter erhöhen. Da auch die Ansprüche immer weiter steigen, stagniert die Zufriedenheit oder sie sinkt sogar [3]. Mehrere Akteure fordern daher ein Absenken der Standards im Wohnungsbau [4]. In den letzten Jahrzehnten wurde nach der Optimierung des Komforts gesucht. Doch sollten wir nicht eher die Mindestanforderungen an den Wohnkomfort definieren?
Der Architekt Florian Nagler fand in einem Interview mit dem deutschen Architektenblatt über die Reduktion unserer Ansprüche an Gebäude sehr deutliche Worte: »[...] man muss in einem Haus mit angemessenem Komfort leben können. Wir sollten aber über die Wege nachdenken, wie wir das erreichen. Unsere mitteleuropäischen Ansprüche sind allgemein einfach zu hoch. 90% der Weltbevölkerung müssen mit ganz anderen Dingen klarkommen. Aber andere orientieren sich an dem, was wir tun. Wenn wir die Ansprüche immer weiter nach oben schrauben, wollen uns verständlicherweise viele folgen. Aber das wird diese Welt nicht aushalten.« [5]
In dem von der Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderten Forschungsprojekt »Einfach Bauen« unter der Leitung von Prof. Florian Nagler wurde der Frage nachgegangen, wie die Architektur mit baulichen Mitteln so optimiert werden kann, dass es möglichst wenig Technik bedarf, um ein angenehmes Raumklima zu erzeugen. Einfach Bauen bedeutet, ein Gebäude bereits in den ersten Planungsschritten durch eine Vielzahl von Entscheidungen robust und langlebig zu gestalten. Die Ergebnisse finden sich im Forschungsbericht [6] und unter www.einfach-bauen.net.
Parallel dazu hat die B&O Gruppe in Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam die Strategie Einfach Bauen an drei Forschungshäusern in Holz-Hybrid, wärmedämmendem Mauerwerk und Leichtbeton umgesetzt. In Bad Aibling entstanden nicht unterkellerte Wohngebäude mit jeweils drei Geschossen und insgesamt 23 Wohnungen. (Abb. 1)
Die material- und klimagerecht konstruierten Gebäude benötigen aus sich heraus wenig Heizenergie und überhitzen nicht im Sommer. Der Einsatz von einschichtigen Bauteilen aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen schont die Umwelt über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg. Entstanden sind Wohngebäude, die einfach zu bauen und einfach zu betreiben sind. Das Buch »Einfach Bauen – ein Leitfaden« [7] stellt die im Forschungsprojekt entwickelten Strategien dar und dokumentiert die Forschungshäuser.
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