BAUEN+ 1/2024

Nachhaltigkeit/Experteninterview

Abbildung zum Experteninterview »Die Kreislauffähigkeit des Baustoffs Lehm ist schier unendlich«
Interviewpartnerin Dr. Ipek Ölcüm (© Stefan Schulze)


Experteninterview Ipek Ölcüm

»Die Kreislauffähigkeit des Baustoffs Lehm ist schier unendlich«

Rechtsanwältin Dr. Ipek Ölcüm, Industrieverband Lehmbaustoffe e.V., im Gespräch mit Bauen+


Ähnlich wie Holz erlebt auch Lehm eine Renaissance als nachhaltige Alternative zu konventionellen Baustoffen. Seine material­typischen Eigenschaften ermöglichen moderne, klimafreundliche Architektur und verschiedenste Gebäudetypen mit mehreren Geschossen. Reinhard Eberl-Pacan spricht mit Rechtsanwältin Dr. Ipek Ölcüm, Geschäftsführerin des Industrieverbands Lehmbaustoffe e.V. über den modernen Lehmbau.


Bauen+: Frau Dr. Ipek Ölcüm, wodurch zeichnet sich moderner Lehmbau aus?

Ipek Ölcüm: Neben Holz gehört Lehm tatsächlich zu den ältesten von den Menschen verwendeten Baumaterialien. Es ist beeindruckend, was wir im Fundus unseres Wissens über solche Baustoffe haben. Der Grund für die Wiederbelebung sind meines Erachtens – auch wenn die Wiederbelebung viel zu langsam ist – zweifelsohne zum einen die bauphysikalischen Eigenschaften des Lehms, Regulierung der Luftfeuchtigkeit, Schallschutz, Diffusionsfähigkeit und die Wärmespeicherung, die aufgrund des Klimawandels immer wichtiger werden wird, trägt neben der Feuchteregulierung zu dem oft genannten Lehmbauklima bei.

Zum anderen gilt aber auch, dass der Baustoff Lehm nahezu überall regional verfügbar und sehr energiearm ist. Er muss nicht erhitzt bzw. gebrannt werden und das ist gegenüber konventionellen Baustoffen ein erheblicher Vorteil. Kein Energieverbrauch bedeutet auch deutlich weniger CO2-Emission.

Dazu kommt – und deswegen erlebt Lehm ein Revival –, dass keine prozessbedingten Emissionen entstehen. Lehmplatten sind aus echtem Naturstoff, in Sachen Nachhaltigkeit können sie andere Baustoffe leicht ausstechen. Lehm selbst enthält keine reizenden Substanzen, auf die Allergiker reagieren, und wird in der alternativen Medizin sogar als Heilerde verwendet.

Ein weiterer Grund für diese Renaissance ist die Kreislauffähigkeit des Baustoffs Lehm, die schier unendlich ist. Da er wasserlöslich ist, kann er beliebig oft wiederverwendet werden. Lehm, der etwa bei einem möglichen Rückbau anfällt, wird »eingesumpft«, das heißt ins Wasser gelegt. Er löst sich auf und daraus kann, an der Luft getrocknet, neuer Baustoff für Putze, Lehmsteine oder irgendwas anderes entnommen werden.

Wir sprechen hier von der Kreuzkompatibilität, d.h. aus dem rückgewonnenen Lehm kann jedes beliebige Lehmbauteil hergestellt werden. Da dem Baustoff nichts hinzugefügt werden muss, könnte er sogar, wenn er nicht mehr gebraucht wird, eingesumpft wieder zurück in die Erde gegeben werden.


Das ganze Interview können Sie in der Januar-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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