BAUEN+ 6/2022

Nachhaltigkeit/Experteninterview

Experteninterview »Wir sehen den Leichtbau eher als einen Denk- und Berechnungsansatz«
Prof. Dr.-Ing. Birger Gigla (l.) im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Michael Herrmann auf der Messe NordBau in Neumünster
(© B. Gigla)


Experteninterview Michael Herrmann und Birger Gigla

Michael Herrmann: »Wir sehen den Leichtbau eher als einen Denk- und Berechnungsansatz«


Leichtbau gilt als Treiber für Ressourcen- und Energieeffizienz und wird von der Bundesregierung seit mehreren Jahren als Schlüsseltechnologie angesehen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat dazu bereits eine Reihe von Förderprogrammen und Vernetzungsinitiativen auf den Weg gebracht.

Im Interview spricht Prof. Dr.-Ing. Birger Gigla für die Bauen+ mit Prof. Dr.-Ing. Michael Herrmann über innovative Tragwerkslösungen unter den Grundprinzipien des Leichtbaus. Das Interview fasst den Stand zusammen und gibt einen fachlich fundierten Ausblick.

Bauen+: Michael, du beschäftigst dich seit vielen Jahren in Forschung, Praxis und Lehre mit innovativen Tragwerkslösungen in Leichtbauweise. Leichtbau ist nicht neu: Schon immer haben Handwerker und Bauleute danach gestrebt, werkstoffoptimiert zu konstruieren. Technischer Leichtbau wird seit den 1920er-Jahren im Flugzeugbau angewendet.

Ein allgemein bekanntes Entwicklungsbeispiel aus dieser Zeit sind Aluminium-Reisekoffer mit Rillenstruktur. Warum wird Leichtbau heute von der Politik als Schlüsseltechnologie angesehen und gefördert, welche neuen Randbedingungen gibt es?

Michael Herrmann: Im Leichtbau geht es darum, mit einem Minimum an eingesetztem Material eine vorgegebene Bauaufgabe zu erfüllen, z.B. ein Fußballstadion zu überdachen. Um dies zu erreichen, werden Leichtbauprinzipien wie Strukturleichtbau oder Materialleichtbau angewandt.

Die verwendete Materialmenge hat direkte Auswirkungen auf die Kosten einer Konstruktion, aber nochmals mehr auf den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes. Daher wird der Leichtbau im Bauwesen vermehrt mit dem Ziel einer verbesserten Ökobilanz und der Reduktion des CO2-Äquivalents eingesetzt.

Einen Leichtbau zu planen, bedeutet aber höhere Anforderungen an den Planungsprozess und das Know-how der Planer. Mit steigenden Materialkosten und einem steigenden CO2-Preis wird der Leichtbau insgesamt sehr interessant für die deutsche Wirtschaft, insbesondere im Bauwesen.

 

Bauen+: In Luftfahrt und Transportindustrie sind die Vorteile des Leichtbaus unmittelbar nachvollziehbar, da weniger Gewicht Antriebsenergie spart und höhere Reichweiten erzielt werden können. Wo liegen demgegenüber die Vorteile des Leichtbaus im Bauwesen?

Michael Herrmann: Das Bauwesen ist einer der Hauptverursacher des anthropogenen CO2-Ausstoßes. Daher haben wir auch eine maßgebende Verantwortung, unseren Beitrag zur Klimawende zu leisten. Wenn in der Stahlbetonkonstruktion eines Hochhauses aufgrund der eingesetzten Leichtbaulösungen 40% weniger Beton und Bewehrungsstahl verbaut werden, können wir die Umweltlasten in ähnlicher Größenordnung reduzieren.


Das ganze Interview können Sie in der November-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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