BAUEN+ 5/2019

Bauprojekt Schulzentrum

Johannes-Schule Schöneberg: Foyer mit Galerie (Foto: Werner Huthmacher)

Marc Wilhelm Lennartz


Ganzheitliches Bildungs- und Ausbildungszentrum in Berlin-Schöneberg


Mitten auf der Roten Insel in Berlin, im Osten Schönebergs, wird ein bundesweit einzigartiges waldorfpädagogisches Schulzentrum errichtet. Die Ausführung in Holz folgt der Philosophie als Herberge, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und seiner Charakterbildung dient.

Der Neubau erfolgt in mehreren Bauabschnitten auf dem 17.000 m² großen Areal der ehemaligen Schwielowsee-Grundschule, die, da asbestbelastet, bereits 2013 vollständig abgerissen und entsorgt wurde. Gemäß der anthroposophischen Philosophie galt es einen ebenso wohngesunden wie das Prinzip sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen ermöglichenden Campus zu errichten. Dieser sollte die Lernenden dazu befähigen, gemäß ihrer eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten die Stufen der schöpferischen Entwicklung in freier Entfaltung zu beschreiten.

In einer solchen prozesshaften strukturierten Schule steht kein starrer Lehrplan, der immerzu auf die nächsten Klausuren vorbereitet, im Mittelpunkt, sondern der lernende Mensch, dessen individueller Wegfindung raumgebend Rechnung getragen wird. Dem folgend wurde der neue Waldorf-Campus in drei Bauabschnitten geplant und realisiert: beginnend mit der Johannes-Schule Berlin und dem dazugehörigen Kindergarten und -hort, gefolgt von einer Bildungsstätte für Erwachsene, dem Rudolf-Steiner-Bildungszentrum, und finalisiert von einer neuen Sporthalle, die im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll.

Ein für den organischen, natürlichen und vielseitigen Bau- und Werkstoff Holz, der sowohl die statischen als auch die ökologischen und sozialen Aspekte zu bedienen vermag, um daraus eine sämtliche Zwecke und Ziele erfüllende Kubatur erwachsen zu lassen, geradezu prädestiniertes Bauvorhaben. Die Baukunst der Entwurfsplanung des Büros Kersten Kopp Architekten bestand darin, ein ganzheitliches Bildungs- und Ausbildungszentrum mit Saal-, Musik- und Eurythmiebereich zu erschaffen, das gleichermaßen für Kleinkinder, Schulkinder und Erwachsene geeignet ist.

Wandartige Träger

Die allgemeinbildende und freie Johannes-Schule weist einen flügelähnlichen Grundriss auf, der sich aus drei Gebäudeclustern zusammensetzt: Klassenzimmer, Fach- und Sonderräume (Mensa, Foyer, Eurythmie-Saal). Die Gründung des teilunterkellerten, dreigeschossigen Gebäudes erfolgt auf einer 30 cm dicken Stahlbeton- Bodenplatte, die mit XPS-Platten gegen das Erdreich gedämmt wurde. Der Küchen- und Mensabereich wurde aus hygienischen Gründen ebenso in Stahlbeton ausgeführt wie die Erschließungskerne aus 20 cm dicken Stahlbetonwänden (Abb. 1) mit den Aufzugsschächten, den Sanitärbereichen und den Treppenhäusern. Letztere dienen zugleich als systemimmanenter Bestandteil des Brandschutzkonzeptes als Fluchtwege.

Statisch übernehmen die Erschließungskerne gemeinsam mit den als Scheibe ausgeführten, 18 bis 26 cm dicken und bis zu 11,4 m langen, verklebten Brettstapeldecken, welche Räume von 5,80 m bis 7,50 m freitragend überspannen, die Aussteifung des Gebäudes (Abb. 2 und 3). Sie liegen auf dem BSH-Tragwerk der Außenwände und den tragenden Innenwänden auf. Dabei wurden die Decken auf der Wand stumpf gestoßen und im Falle von unterschiedlichen Höhen unterseitig ausgeklinkt.


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