BAUEN+ 6/2021

Holzbau

Das Innovations- und Anwendungszentrum der Jowat SE mit überdachtem Haupteingangsbereich. Eine bis zu 2,5 m auskragende Vordachkonstruktion schützt die Hauptfassaden vor Wind und Wetter. Die Sekundärfassade mit den verschränkten Holzstaketen bildet einen Arkadengang. Die außen auf dem Sockel rund um das Gebäude stehenden Staketen verbinden als symbolisierte Klebstofffäden Bodenplatte und Dachkonstruktion miteinander. (© ZÜBLIN Timber / Stefan Müller)

Susanne Jacob-Freitag, Reinhard Eberl-Pacan


Holzskelettbau als Klebstoff- und Feuerprobe

Industriebau nutzt die konstruktive Vielfalt des Holzbaus


Die markante Architektur des Innovations-und Anwendungszentrums der Jowat SE repräsentiert das Kernthema des Unternehmens: Klebetechnologie. Da diese vor allem bei Holz und Holzwerkstoffen Anwendung findet, sollte auch das Gebäude ein Holzbau werden. Entstanden ist ein zweigeschossiger Holzskelettbau, unter anderem aus Brettschichtholz, das ganz bewusst mit den hauseigenen Klebstoffen hergestellt wurde.

Eine besonders weit gespannte Holz-Beton-Verbunddecke war außerdem die Lösung für die Geschossdecke. Dieser Industriebau zeigt: Bei richtiger Planung und frühzeitiger Beteiligung von Brandschutzexperten sind niedrige Industriebauten aus Holz i.d.R. unproblematisch. Es ist daher an der Zeit, auch über baurechtlich zulässige Baustoffe für Industriebauten nachzudenken.

Es ist wenig bekannt, dass Kleben die am besten rationalisierbare Verbindungstechnik und deshalb ein weltweiter Wachstumsmarkt ist. Die wunderbare Welt des Klebens fasziniert daher Verbindungstechniker ebenso wie Architekten oder auch Brandschutzplaner. Und wer etwas über Klebetechnologie erfahren oder sie gar hautnah erleben möchte, kann das in Detmold tun. Hier befindet sich der Stammsitz des Klebstoffherstellers Jowat.

Direkt gegenüber der Produktionsstätte steht das »Haus der Technik«, ein Begegnungs- und Erlebniszentrum der Klebetechnologie (Abb. 1). Es vereint die Funktion eines Forschungszentrums mit der Absicht, Besuchern und Kunden Einblicke in die Forschung, Entwicklung und Verarbeitung von Klebstoffen zu gewähren.

Das Haus der Technik ist Büro- und Laborgebäude in einem. Entsprechend verbindet das zweigeschossige, fast 9 m hohe, 84 m lange und 34 m breite Gebäude Büros, Ausstellungsräume und Werkstätten mit sogenannten Innovationslaboren sowie Schulungs- und Versammlungsräumen. An der nordöstlichen Seite des Betriebsgeländes angeordnet, ergänzt es die Bestandsgebäude auf dem Firmenareal und lässt so die Möglichkeit offen, den Unternehmenssitz zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zu erweitern (Abb. 2).


Entwurf und Gestaltung für einen repräsentativen und zukunftsfähigen Bau

Aufgrund der großen Bedeutung der Holz- und Möbelindustrie für die Jowat Unternehmensgruppe, in der eine Vielzahl unterschiedlichster Klebstoffe des Unternehmens Verwendung findet, sollte das Gebäude sowohl die Marke Jowat als auch die Entwicklung des Unternehmens als Technologie- und Innovationsführer nach außen visualisieren und dabei ausdrücklich ein Holzbau werden.

Ziel war außerdem, mit nachwachsenden Rohstoffen, leicht rückbaubaren Bauteilen sowie einem nachhaltigen Energiekonzept mit autarker Energieversorgung den ökologischen Fußabdruck des Neubaus so gering wie möglich zu halten. Der im Gebäude, respektive in den Brettschicht-(BS)-Holz-Bindern verwendete Klebstoff stammt auf Wunsch des Bauherrn aus dem eigenen Haus.

Bei Entwurf und Ausführung des Projekts galt es, eine dem Ingenieurholzbau gerechte architektonische Lösung zu entwickeln und in enger Abstimmung mit Architekten, Tragwerksplanern und Holzbauunternehmen – mit kontinuierlicher Kosten- und Zielkontrolle – einen reibungslosen Ablauf des Projekts sicherzustellen.

Wer das Gebäude betrachtet, könnte schon aufgrund der Fassade erraten, was darin passiert: Wie Klebstofffäden ziehen sich schräg verlaufende Holzstaketen vom Boden bis zum Dach und erinnern an die Klebstoffproben, die die Techniker von Jowat im Zuge der Entwicklung neuer Produkte entnehmen.

Auch die horizontale Schichtung des Gebäudes stellt eine Abstraktion aus den Schichtungen der Klebstoffproben dar: Die untere Schicht ist als Betonsockel ausgeführt und bildet die Gründung, die oberste Schicht mit ihrem markanten Dachrand aus BS-Holz stellt die Dachkonstruktion dar. Die transparent wirkende Zwischenschicht präsentiert sich in Form jener doppelten Fassade aus vorgelagerten Staketen und einer verglasten Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz dahinter.


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