BAUEN+ 6/2020

Lüftungstechnik

Die Baugemeinschaft Dreiklang in Tübingen (Ansicht von Nordwest) hat eine freie Lüftung mit minimierter Technik (© Eble Messerschmidt Partner)


Achim Pilz

Innovative Lüftung eines Mehrfamilienwohnhauses

Hybridsystem mit weitgehend freier Belüftung und Vorkonditionierung der Zuluft


Nach Erfahrungen mit dem Passivhausstandard wollen Planer die Lüftungstechnik wieder vereinfachen. Bei der Baugemeinschaft Dreiklang in Tübingen wurde das Energieniveau KfW 55 mit einer freien Lüftung erzielt. Suffizient werden dabei Temperatur- und Druckunterschiede ausgenutzt. Den Brandschutz garantiert ein Notaggregat.

Das Büro Eble Messerschmidt Partner plant seit über 30 Jahren ökologische Architektur mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau. Das Ziel der Planer sind gesunde, behagliche und ästhetisch motivierende Lebensräume. Dabei sammelte das Büro auch viele Erfahrungen mit größeren Wohnprojekten und Passivhauskomponenten.

Heute setzt es bei gleichem energetischen Standard wieder auf eine Reduktion der Lüftungstechnik. Ihr Baugemeinschaftsprojekt »Dreiklang« im Stadtquartier »Alte Weberei« in Tübingen-Lustnau, einem ehemaligen Industriegelände, hat eine innovative, natürliche und effiziente Lüftung (Abb. 1). Meist funktioniert sie als eine reine, freie Lüftung ohne mechanische Unterstützung. In Sonderfällen, wie größere Feuchtelast, bei unangenehmen Gerüchen, größerer Belegung oder bei bestimmten Wetterlagen, kann sie mechanisch unterstützt werden.


Lüftung ohne Filter

Die Lüftung sollte technisch möglichst einfach sein: ohne Filter, mit wenigen Ventilatoren sowie mit gut zugänglichen und einfach zu reinigenden Leitungen (Abb. 2). »Wir gönnen uns, keine Filter zu verwenden«, fasst es Rolf Messerschmidt zusammen. Er ist Partner von Joachim Eble, verantwortlicher Architekt des Projekts und inzwischen selbst einer der Bewohner des Gebäudes. »Torkel Anderson, ein alternativer Lüftungstechniker aus Schweden, zeigte uns Bilder, was sich alles in Filtern ansammelt«, fährt er fort. »Bis die wieder ausgewechselt werden, geht da die komplette Zuluft durch.«

Anderson von der schwedischen Firma Deltate, heute Wikström AB, war verantwortlich für die Schwerkraftlüftung der Rudolf-Steiner-Schule in Göteborg. Dort wird das gesamte Jahr ein Innenraumklima von 20 °C mit 30 bis 60% relativer Luftfeuchtigkeit durch ein System erreicht, das auf natürlicher Ventilation basiert. Die Schule ist mit anderen internationalen Projekten wissenschaftlich dokumentiert.


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