BAUEN+ 3/2023

Gebäudetechnik/Nachwachsende Baustoffe

Abbildung zum Fachartikel »Nachhaltige Ästhetik für zukunftsfähiges Lager- und Bürogebäude«
Das Büro- und Lagergebäude des Architekturbüros Manderscheid in Reutlingen ist energetisch ambitioniert und nachhaltig gestaltet (© Johannes Maria Schlorke)

Achim Pilz


Lager- und Bürogebäude mit nachhaltiger Ästhetik

Kreislauffähige Baustoffe und nachhaltige Konzepte garantieren eine lange Nutzung


Das Architekturbüro Manderscheid hat 2021 ein energetisch ambitioniertes Lager- und Bürogebäude fertiggestellt. Mit einer stellenweise roten Holzfassade und rohen Oberflächen im Inneren fällt es auf und formuliert eine neue nachhaltige Ästhetik.


Christoph Manderscheid ist freier Architekt BDA. Der Schwerpunkt seines Büros liegt auf der energetischen Modernisierung. Mit seinem Büro hat er Rathäuser, Zehntscheuer und auch eine Kirche in das aktuelle Jahrtausend gerettet, die Kirche durch Umnutzung.

Dabei hat er auch Erfahrungen mit dauerhaften historischen Baumaterialien gemacht, die nachhaltig sind, weil wenig bearbeitet und kreislauffähig. Diese Erfahrungen kommen auch dem Lager- und Bürogebäude mit fast 900 m2 Nutzfläche in Reutlingen-Altenberg zugute.


Konsequent einfach

Das in den Hang geschobene Lager ist wegen des drückenden Wassers in WU-Beton ausgeführt. Zwei darauf aufgesetzte Geschosse sind um einen aussteifenden Erschließungskern aus Beton als Holzrahmenkonstruktion aus 20 cm starken Brettstapeldecken errichtet. Auf diese Weise sind insgesamt grob 168 m3 Holz und ca. 114 m3 Dämmstoff aus nachwachsenden Rohstoffen verbaut.

Einfach und konsequent sind die verwendeten Materialien möglichst roh und unverfeinert eingesetzt. Vom Altbau inspiriert wurde, wo möglich, in Holz konstruiert. Die Oberflächen sind unbehandelt oder mit Leinöl- bzw. Kalkfarbe gestrichen. Die Betonbauteile im Inneren sind ohne besondere Sichtanforderungen erstellt. Die Stahlbetondecke zum ersten Bürogeschoss ist nur flügelgeglättet, ohne weiteren Fußbodenaufbau.

Auf der Holzdecke darüber wurde ein Heizestrich schwimmend auf Sandwaben verlegt. Auch dieser ist nur geglättet. Diese rohe Anmutung wird durch graue Wände weitergeschrieben und durch wiederkehrende korallenrote Farbe als Gestaltungselement kontrastiert – durchaus mit Charme. Die gehobelte Holzfassade ist aus unbehandelter heimischer Lärche.


Städtebau und inneres Gefüge

Das Gebäude liegt in einem Industriegebiet. Städtebaulich ist der turmartige Baukörper gut von der Straße erkennbar und behauptet sich vor der großmaßstäblichen Bebauung der Nachbarschaft. Auf der nördlichen Hälfte des Lagers schuf Manderscheid Platz für Stellplätze. Über dieses Parkdeck, das schlanke Bäume fassen, erfolgt der Zugang zu den zwei Bürogeschossen.

Die Auffahrt begleitet eine kleine Grünfläche, auf der Apfelbäume wachsen und die zu einer Pause einlädt. Die Büroflächen sind stützenfrei und damit flexibel nutzbar. An den spannungsreich positionierten Erschließungskern docken Nutzungen wie Küche und Toiletten an. Im ersten Geschoss ist aktuell um den inneren Kern eine Verkehrsfläche abgetrennt, die kleinteilige, transparent angeschlossene Arbeitsbereiche erschließt.

Im zweiten Geschoss sind zwei Räume mit Vollholztüren von einem großen Raum abgetrennt, der durch den Kern Bereiche unterschiedlicher Intimität und Nutzungsmöglichkeit erhält. Das ebenerdig erschlossene Lager ist mit dem Zugang für einen zweigeschossigen Regalausbau vorbereitet.


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