BAUEN+ 3/2024

Gebäudetechnik/Hybridbau

Werkhalle Erden mit Gebäudehülle aus Stampflehmelementen und Holzschalung des OG
Die Werkhalle Erden mit einer von den Lehmbauern entworfenen und montierten Holzschalung des Obergeschosses (© Lehm Ton Erde Baukunst GmbH)

Marc Wilhelm Lennartz


Neues hybrides Bauen mit Holz und Lehm

Lehm – Ton – Erde


Für das serielle Bauen mit Stampflehm ist in Österreich die weltweit erste stationäre Produktionsstraße errichtet worden. Deren Betriebsstätte verbindet die Qualitäten der beiden ältesten Baustoffe der Menschheitsgeschichte: Holz und Lehm. Das neue hybride Bauen mit Holz und Lehm ermöglicht die Zusammenfügung von lokalen Materialien zu Wohn- und Objektbauten, die das naturnahe und ökologische Bauen auf ein industrielles Level heben und zugleich die Maßstäbe der Nachhaltigkeit im Bauwesen neu definieren.


Das Leuchtturm- und Forschungsprojekt des Vorarlberger Lehmbaupioniers Martin Rauch, ein Produktionsgebäude mit Bürotrakt auf der Stirnseite, weist das Maß von 67 m Länge und 25 m Breite bei 13 m Höhe auf. Mit dem Bau der Werkhalle Erden in der Gemeinde Schlins in Vorarlberg und der darin installierten Stampflehm-Produktionsstraße soll die uralte Bauweise den nächsten Schritt aus der baubiologischen Nische singulärer Sonderprojekte heraus vollziehen.

Hier werden neben Wandelementen auch Vorsatzschalen und sogar Möbel und Kaminöfen aus Stampflehm produziert. Ziel ist es, das Bauen mit lokalen Erden mittels standardisierter Prozesse, definierter Qualitäten und moderner Anlagentechnik in das breite Baugeschehen allgemeiner Öffentlichkeit zu überführen.

Dabei steht der Weg des Holzbaus der vergangenen drei Dekaden stellvertretend Pate: Im letzten Jahrhundert noch eher handwerklich und kleinteilig determiniert, ermöglichte dessen immense produktionstechnische, konstruktive und planerische Entwicklung einen Leistungssprung, der ihm heute im deutschsprachigen Raum einen Anteil von rund 20% am gesamten Baugeschehen verschafft hat. Zumal auch für Martin Rauch beide Urbaustoffe zusammen gedacht gehören, was zur hybriden Holz-Lehm-Konstruktion der Werkhalle geführt hat.


Tragfähige Wandelemente aus lokalen Materialien

Ein wesentlicher Teil der Gebäudehülle des neuen Stammsitzes wartet mit einer Bauweise auf, die hinsichtlich Materialwahl und -verarbeitung, Dauerhaftigkeit und Recyclingfähigkeit, Wohngesundheit und Energiebilanz ihresgleichen sucht: Stampflehmelemente aus einfachen, unbehandelten Erden, Kiesen und Sanden.

Zu Beginn wird bei jedem Bauvorhaben ausgelotet, wo gerade Bodenaushub anfällt, Schotter lagert, wo Kiese und Lehm beheimatet sind, wobei die Werkhalle sogar mit Aushubmaterialien aus der unmittelbaren Umgebung von Schlins errichtet werden konnte. Generell fallen nicht viel mehr als die Transportkosten bei der Beschaffung der Bauerden an, die schadstofffreie Urbauweise schont mehr als eine Ressource. Zumal die Kosten auf Bodenaushubdeponien stark gestiegen sind und dadurch etwaige Abnehmer des Erdaushubs auf den Baustellen gern gesehen sind.

Der Clou beim Bauen mit Stampflehm liegt darin, dass in einem Prozess die sich selbst tragende Gebäudehülle inklusive der Fassade und der finalen Innenraumoberflächen gebildet werden, die man abschließend nur noch leicht händisch nachmodelliert. Das spart Zeit, Geld und den Einsatz von weiteren, mit viel Rohstoff- und Energieverbrauch und ebensolchen Emissionen in großtechnischen Anlagen produzierten Verbundmaterialien.

Diese kommen bei konventionellen Bauvorhaben massenweise zum Einsatz, wie z.B. Wärmedämmverbundsysteme, Holzwerkstoff- und Gipsplatten, Putze, Farben, Folien, Dichtungen, Zement, Bauschäume oder künstliche Dämmbahnen. Während der Bauphase teuer bezahlt, müssen diese nach ihrer Nutzungsphase in Teilen als gefährlicher Abfall oder Baumischabfall mit hohen Kosten entsorgt und/oder mit viel Aufwand wieder voneinander getrennt werden.


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