BAUEN+ 1/2025

Energie/Reboundeffekte

Angaben zur Fensteröffnung im Wohnzimmer (n = 1304; Kategorien z. T. orientiert an co2online) (© IWU)

Ina Renz, Ulrike Hacke, Michael Grafe


Reboundeffekte in Wohngebäuden

Wie die energetische Gebäudequalität das Wärmenutzungsverhalten beeinflusst


Inadäquates Nutzerverhalten wird häufig als alleinige Ursache für Reboundeffekte nach einer energetischen Modernisierung angesehen. Das Forschungsprojekt KOSMA fand auf Basis einer Befragung von über 1.300 Miethaushalten, die in Gebäuden unterschiedlicher energetischer Qualität leben, keine Hinweise zur Unterstützung dieser These. Vielmehr sind die Verbrauchs-Bedarfs-Unterschiede von vielen, auch nutzerunabhängigen Einflussgrößen bestimmt, wie die Betrachtung sowohl aus sozial- als auch ingenieurwissenschaftlicher Sicht zeigt.


Der Erfolg von Wärmeschutzmaßnahmen an Wohngebäuden zur Reduktion des Heizwärmeverbrauchs wird mit Hinweis auf Reboundeffekte häufig in Zweifel gezogen. Dabei wird die Differenz zwischen dem gemessenen Energieverbrauch und dem berechneten Energiebedarfs oft allein den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gebäude und deren (Fehl-)Verhaltensweisen zugeschrieben.

Zur Erklärung wird zumeist die Raumtemperatur herangezogen, die in modernisierten Gebäuden und Neubauten deutlich höher liegt und mit erhöhten Komfortansprüchen der Bewohnerschaft in Verbindung gebracht wird (z.B. [1], [2], [3]). Zugleich gibt es jedoch Erkenntnisdefizite in Bezug auf das komplexe Zusammenwirken von nutzerabhängigen und nutzerunabhängigen, d.h. baulich oder technisch bedingten Aspekten und deren Auswirkungen auf den (Mehr-)Verbrauch von Heizwärme ([4], [5]).

Ziel des Forschungsprojekts KOSMA war daher, anhand einer Befragung von Miethaushalten eine breite empirische Grundlage für die Untersuchung möglicher nutzerseitiger und baulich-technischer Einflussgrößen im Bereich Heizwärme zu schaffen. Die Befragungsdaten wurden durch den Vermieter (Nassauische Heimstätte Wohnstadt) um verbrauchsrelevante Wohnungs- und Gebäudemerkmale ergänzt. Auf dieser Basis konnte das berichtete Heiz- und Fensteröffnungsverhalten im Vergleich unterschiedlicher energetischer Gebäudestandards analysiert werden.

Flankierend dazu wurde mit exemplarischen energetischen Betrachtungen ein Blick auf die vielfältigen Größen mit Einfluss auf Reboundeffekte und deren Wechselwirkungen geworfen. Dadurch sollte das Bewusstsein geschärft werden, dass die rechnerisch ermittelten Reboundeffekte nur teilweise vom Nutzer abhängig sind oder gar nutzerunabhängig sein können.

Die hier berichteten und weitere sozialwissenschaftliche Projektergebnisse werden ausführlich dargestellt in [6], die ingenieurwissenschaftlichen Perspektiven finden sich detailliert in [7].


Methodische Vorgehensweise zur sozialwissenschaftlichen Befragung

Das Wärmenutzungsverhalten und dessen potenzielle nutzerseitige Einflussgrößen (z.B. sozio-ökonomische / demografische Merkmale, Werte / Normen, Einstellungen, Wissen) wurden anhand einer standardisierten quantitativen Erhebung im Mietwohnungsbestand der Nassauischen Heimstätte Wohnstadt erfasst. Die Befragung erfolgte pandemiebedingt in zwei Wellen (Heizperioden 2019/2020 und 2021/2022) weitestgehend in Form persönlicher Interviews in den Wohnungen der Befragten.

Die Auswahl der Befragten erfolgte kriterienbasiert, sodass eine hinsichtlich sozio-struktureller Merkmale und energetischer Gebäudequalitäten heterogene Stichprobe mit 1.304 auswertbaren Fällen erreicht wurde. Davon konnte eine Teilgruppe an Personen (n = 87), in deren Wohnungen in den letzten maximal fünf Jahren eine energetische Modernisierung stattfand und die sowohl vorher als auch nachher in ihrer Wohnung lebten, zusätzlich retrospektiv zu ihrem Heiz- und Lüftungsverhalten befragt werden (s. ausführlich in [6]).


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