BAUEN+ 4/2024

Gebäudetechnik/Entwässerung

Überflutung eines Fuß- und Radwegs nach Starkregen am 19.08.2022 in der Innenstadt von Überlingen/Bodensee
Überflutung eines Fuß- und Radwegs nach Starkregen am 19.08.2022 in der Innenstadt von Überlingen / Bodensee. Rückstau und Überflutung sind unterschiedliche Phänomene, auch wenn beides typischerweise bei Starkregen auftritt. (© König)

Klaus W. König


Regenspeicher und Kanalrückstau – drohende Schäden, technische Regeln

Rückstau im Zisternenüberlauf


Die Regeln der Technik beschreiben aufwendige Vorkehrungen zum Schutz vor Gebäudeschäden durch Rückstau. Doch für die Sicherheit der Wasserqualität im unterirdischen Regenspeicher sind vereinfachte Lösungen zulässig, die in diesem Fachartikel erläutert werden. Es werden typische Gefahrenstellen, mögliche Schäden sowie erforderliche Maßnahmen betrachtet.


Rückstau und Überflutung sind unterschiedliche Phänomene, auch wenn beides bei Starkregen auftritt. Überflutung findet an der Oberfläche statt, Rückstau innerhalb eines Entwässerungssystems. Wenn Abwasser entgegen der vorgesehenen Fließrichtung innerhalb der Rohre nach oben steigt, handelt es sich um Rückstau, verursacht üblicherweise durch die Verstopfung oder Überlastung des Kanals.

Doch für die daraus resultierenden Schäden auf angeschlossenen Grundstücken kommt der Kanalnetzbetreiber nicht auf. Denn Rückstau ist laut DIN 1989-100 [1] »in Misch- und Regenwasserkanälen der öffentlichen Abwasseranlagen in Abhängigkeit von den Entwurfsgrundlagen planmäßig vorgesehen und kann auch im laufenden Betrieb nicht dauerhaft vermieden werden«.


Eigentümer müssen vorsorgen

Gebäude- und Grundstückseigentümer sind verpflichtet, selbst Vorsorge gegen Rückstau und Überflutung zu treffen. Das bedeutet zweierlei:

  • Den richtigen Versicherungsschutz: Speziell eine Versicherung gegen Elementarschäden, die nicht automatisch in der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung enthalten ist. Doch reicht der richtige Versicherungsschutz allein nicht aus. Denn bei der Schadensregulierung wird geprüft, ob die Entwässerung exponierter Gebäudeteile normgerecht nach dem aktuellen Stand der Technik ausgeführt wurde und ob Schutzvorrichtungen verbaut wurden. Das kann Rückwirkungen auf die beteiligten Planungs- und Ausführungsbetriebe haben.
  • Geeignete bauliche Maßnahmen: Zur »Naturgefahr Starkregen« hält die Homepage des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Informationen bereit. [2] Die dort empfohlenen Maßnahmen, wie z.B. wasserdichte Türen und Fenster oder Schwellen vor Lichtschächten, Kellertreppen und Souterraineingängen, schützen wirksam gegen Überflutung. Sie bannen aber nicht die Gefahr des Rückstaus aus dem Kanal. Daher empfiehlt das Bundesamt zusätzlich den Einbau einer Rückstausicherung.


Rückstauebene objektbezogen prüfen

Bevor die unterschiedlichen Verfahren der Rückstausicherung betrachtet werden, muss im Einzelfall vor Ort festgestellt werden, ob und falls ja, in welchem Teil des Entwässerungssystems eine Rückstaugefahr besteht. Hat die Straße, in der der weiterführende Kanal liegt, ein Längsgefälle oder liegen Gebäudeteile und Regenspeicher unterhalb des Straßenniveaus, ist besondere Aufmerksamkeit gefordert. Anschauliche Darstellungen dazu enthält der »Ratgeber Überflutungs- und Rückstauschutz«. [3]


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